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Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
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Prof. Dr. Johannes Oscar Schubert

Johannes Oscar Schubert wurde am 11. Juni 1859 in Dreischweinsköpfen, Kreis Danzig geboren. Von 1878 bis 1884 studierte er an der UniversitĂ€t zu Königsberg in Ostpreussen hauptsĂ€chlich Mathematik und Physik, u.a. bei Prof. von Lindemann. Nach der Promotion 1886 an der Philosophischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t zu Königsberg (Titel der Dissertation: „Über die Integration einer Differentialgleichung fĂŒr FlĂ€chenstĂŒcke, die von confocalen Ellipsen und Hyperbeln begrenzt werden“ wechselt der junge Dr. Schubert an die Forstakademie in Eberswalde und wird als Assistent des Professors fĂŒr Mathematik, Physik und Meteorologie (Prof. Dr. Anton MĂŒttrich) tĂ€tig. 

Zehn Jahre spĂ€ter, im Dezember 1896, wird er „in Anerkennung seiner Leistungen“ zum Professor ernannt – ohne allerdings die BezĂŒge eines Solchen zu erhalten. Im MĂ€rz 1903 dann erfolgt die Ernennung zum Professor der Physik, Meteorologie und GeodĂ€sie durch Bestallungsurkunde Seiner MajestĂ€t des Kaisers und Königs Wilhelm II. Professor Dr. Johannes Oscar Schubert hat als Ordinarius fĂŒr Physik, Meteorologie und GeodĂ€sie u. a. ĂŒber 60 Jahre den forstlichen Nachwuchs in Eberswalde ausgebildet. Schon 1929 war zu lesen, dass sĂ€mtliche amtierenden preußischen Forstverwaltungsbeamten ihn zum Lehrer gehabt haben.

Johannes Schubert

Schubert am Strand in Zinnowitz

Johannes Schubert war ein hervorragender Wissenschaftler, dem der Bezug zur Praxis stets wichtig war. Seine Praxisorientierung bekannte er deutlich mit den Worten, dass man „dafĂŒr Sorge tragen mĂŒsse, dass die Theorie in die Praxis ĂŒberfĂŒhrt wĂŒrde“. Ab 1904 ist er in Personalunion auch Leiter der Meteorologischen Abteilung des Eberswalder Versuchswesens. Er nimmt an zahlreichen, ausgedehnten Exkursionen teil, entwickelt und patentiert das „Schleuder-Psychrometer mit Strahlenschutz“ zur Messung der Luftfeuchte und initiierte den Bau der Lysimeteranlage auf dem Eberswalder „Drachenkopf“.

Durch seine Arbeiten im Bereich Mathematik, GeodĂ€sie, Forstwissenschaften und Meteorologie konnte er interdiziplinĂ€re Folgerungen ziehen. Es ging ihm vor allem um die landschaftsökologischen Wirkungen des Waldes – ökologische Forschung par excellence, die im Stiftungszweck in seinem Sinne fortgefĂŒhrt wird. 

Weiterhin war Johannes Schubert viele Jahre fĂŒr die wissenschaftliche Aufsicht und Betreuung der Bibliothek verantwortlich – eine Aufgabe, die von seiner Tochter nach dem Kriege mit gleicher Leidenschaft weitergefĂŒhrt wurde.


Von 1924 bis 1925 leitet Johannes Schubert als Rektor die Forstliche Hochschule in Eberswalde. Obwohl er seit Oktober 1925 offiziell von seinen Dienstaufgaben entbunden wurde (Emeritierung), blieb er bis zum Ende des zweiten Weltkrieges stĂ€ndig im Dienst, vertrat seine Nachfolger im Amt, hielt Vorlesungen und unternahm 1931/32 einen einjĂ€hrigen Forschungsaufenthalt am Carnegie-Insitute in Washington/USA. Im Jahr 1936 erhielt Schubert die „Goldene Doktor-Urkunde“ der UniversitĂ€t zu Königsberg.

1941 bis 1945 wird er als Hochschullehrer reaktiviert, um seinen zweiten, zum Kriegsdienst gezogenen Nachfolger, Professor Geiger, zu vertreten — eine TĂ€tigkeit, die ihn nach seiner Emeritierung mehrfach beschĂ€ftigt hatte. In schwierigen Kriegszeiten organisierte er die VorlesungsplĂ€ne. 

Zu seinem 85-jĂ€hrigen Geburtstag erhielt er 1944 die Goethe-Medaille fĂŒr Kunst und Wissenschaft fĂŒr seine Verdienste auf dem Gebiet der Forstmeteorologie. Der Stadtcampus der Forstlichen Hochschule war von den KriegsschĂ€den nicht verschont geblieben. GebĂ€ude waren beschĂ€digt, ein Großteil des Personals hatte Eberswalde verlassen.

Schubert bei der Arbeit


Schubert lehrt 1946

Dass die Wiedereröffnung der Forstlichen Hochschule in Eberswalde als Forstwissenschaftliche FakultĂ€t der Humboldt-UniversitĂ€t Berlin nur ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs möglich wurde, ist eine besondere Leistung. 

Der Verdienst, den Wiederbeginn der Lehre erfolgreich betrieben zu haben, kommt in ersten Linie Johannes Schubert zu, der diese schwierige Aufgabe im Alter von 86 Jahren bewĂ€ltigte. 

Seine Einsetzung als GrĂŒndungsdekan war seinem unermĂŒdlichen Einsatz fĂŒr die Hochschule, seinem hohen internationalen wissenschaftlichen Ruf und besonders der politischen Lauterkeit geschuldet, die sich der bĂŒrgerliche Gelehrte auch in der Zeit des Faschismus bewahrte.

Johannes Schubert starb am 29. September 1947. Aufgrund seiner AktivitĂ€ten fĂŒr Lehre, Forschung und Öffentlichkeit muss man Johannes Schubert als wesentliche, wissenschaftspolitische Persönlichkeit in der Eberswalder Hochschulgeschichte einordnen.


Ein bleibendes Denkmal besonderer Art wurde ihm von seiner Tochter Heilwig Augustiny 1994 mit der Johannes-Schubert Stiftung gesetzt. Frau Augustiny war als Leiterin der Eberswalder Hochschulbibliothek eng mit der Forschung und Lehre verbunden. Als Mitglied des Vorstands der Johannes-Schubert Stifung nahm sie bis 2015 an den Vorstandsitzungen und den Preisverleihungen teil. Sie verstarb im Jahr 2016 im hohen Alter von 99 Jahren und wurde in der GrabstÀtte von Johannes Schubert auf dem Eberswalder Waldfriedhof beigesetzt.




Quellen: H. Augustiny, A. Linde, R. LĂŒtzke, R. Wudowenz (1997): Prof. Dr. Johannes Schubert. Eberswalder forsthistorische Schriftenreihen, Reihe 2: Forstliche Biographien, Heft 3; A. Linde (2009/2010): HUMBOLDT-Zeitschrift, Ausgabe 2