Exkursion zwischen Walnussbäumchen
An einem sonnigen Mittwoch Anfang Juni haben sich die Studierenden der ILL Agroforst nach Velten aufgemacht. In Velten hat Vivian Böllersen von der Walnussmeisterei vor 6 Jahren begonnen, ihre Vision vom Anbau regionaler und ökologischer Walnüsse in die Tat umzusetzen. Auf einer Fläche von 4,5 ha wurden 2015 zweihundert Walnussbäume gepflanzt. Doch Walnuss ist nicht gleich Walnuss - wie sie den Studierenden begeistert erzählt – und so wachsen nun 30 verschiedene Walnusssorten auf dem Dauergrünland bei Velten. Nach einer Einführung in die Entstehung, den Aufbau und die Weiterentwicklung der Walnussmeisterei zeigt sie den Studierenden ein paar der Walnussbäume. Stolz berichtet sie, dass sie bereits einige Blüten an den Bäumen entdeckt hat.
Die Blüte der Walnuss ist unaufällig
Dies ist das erste Jahr an dem nahezu jeder Baum blüht, sagt sie begeistert. Da die meisten Projekte, welche auf langlebige Gehölze bauen, meist in den ersten Jahren sehr herausfordernd und wenig gewinnbringend sind, ist dieses Blühen so besonders. Denn wo eine Blüte, da später eine Nuss und diese sind es letztendlich, die die Kund*innen und die Menschen der Walnussmeisterei so begeistern. Da Deutschland einer der größten Walnussimporteure ist, scheint es sowohl aus ökologischer als auch ökonomischer Sicht sinnvoll, den regionalen Anbau der Walnuss zu stärken. Doch viel Arbeit steckt hinter der unscheinbaren Nuss, welche bei vielen Menschen morgens unbeachtet im Müsli landet. Denn die Verarbeitung, vor allem das Knacken der Nüsse, ist ganz schön aufwendig. In der Walnussmeisterei gibt es mittlerweile eine Knackmaschine, welche in zwei Schritten die Nüsse knackt und die Schalen anschließend mit einer Luftdüse wegbläst. Übrig bleiben die Nüsse. Allerdings gestaltet sich dieser Prozess schwierig, denn jede Nusssorte ist anders, hat ein anderes Kern-Schale-Verhältnis und lässt sich demnach unterschiedlich leicht oder schwer knacken. Oft geraten Schalenstücke zwischen die Nüsse, die dann per Hand ausgelesen werden müssen. Diese Handarbeit sowohl in der Verarbeitung als auch auf dem Feld zeigt sich auch im verhältnismäßig hohen Preis der Produkte der Walnussmeisterei. Da die meisten importierten Nüsse aus Ländern mit einem viel geringeren Arbeitslohn stammen, ist es oft schwierig für die Walnussmeisterei, mit den konventionellen Marktpreisen zu konkurrieren. Doch ein Kern der Walnussmeisterei - wie die Studierenden im Laufe des Nachmittags mehrfach erfahren - ist die Leidenschaft des Teams für die Walnuss, für regionale Strukturen und den Kontakt zu den Kund*innen. Deshalb haben sie auch so viele Sorten gepflanzt und so eine Freude am Ausprobieren mit der Walnuss. In Kooperation mit der HNE Eberswalde sind bereits einige Forschungsprojekte gelaufen. Durch diese Zusammenarbeit können beide Seiten lernen und profitieren. Gerade entsteht eine Bachelorarbeit, welche auf der Fläche zum Thema „Leguminosen unter Walnussbäumen“ forscht. Denn was die Walnuss auch gerade für Agroforstsysteme so spannend macht, sind ihre Gerbstoffe. Diese sorgen dafür, dass unter der Walnuss nur bestimmte Pflanze wachsen können. Clever eingesetzt können so Pflegeeinsätze erleichtert und bestimmte Pflanzengemeinschaften gefördert werden. Dass die Fläche der Walnussmeisterei mal ein Agroforst werden würde bzw. könnte, stand am Anfang gar nicht auf dem Plan. Doch aktuell hat es sich so entwickelt, dass das Grünland zwischen den Bäumen in Zukunft als Kooperation mit den Nachbar*innen durch Schafe beweidet werden soll. Dies ist eine tolle Möglichkeit, den Boden um die Bäume schonend freizuhalten und gleichzeitig durch den Dung der Tiere organisch aufzuwerten. So hat sich der Ausflug auf die Walnussfläche der Walnussmeisterei für die Studierenden sehr gelohnt und wieder einmal gezeigt, wie vielfältig und clever Agroforstsysteme sein können. Vielen lieben Dank an Vivian Böllersen für die spannenden Einblicke in ihren Betrieb!
Den Kontakt zur Walnussmeisterei finden Sie über https://www.walnussmeisterei.de/.