Oswald Jarisch
Erinnerungen an einen Eberswalder KĂŒnstler
Ein vielseitiger Mann war er: Maler, Fotograf und ein ausgezeichneter Insektenkenner.
Oswald Jarisch wurde am 2. Dezember 1902 in Zittau als Sohn eines Dekorationsmalers geboren und verstarb am 10. Dezember 1979 in Eberswalde.
1917 beendete er eine achtjÀhrige Volksschulzeit.
In der anschlieĂenden Lehrzeit von 1917 -1922 nahm er Unterricht als Flachglasmaler an der Handwerks- und Gewerbeschule in Zittau, Abschluss mit Auszeichnung.
Dann begann seine Wanderschaft. Zwei Jahre arbeitete er in einer landwirtschaftlichen Kommune auf der schwÀbischen Alb.
Ab 1924 bereitete er sich auf das Studium an der Akademie der Bildenden KĂŒnste Dresden vor.
Von 1925-27 studierte er dann bei verschiedenen Professoren und 1927-29 wurde er auch PrivatschĂŒler bei Edmund Steppes in MĂŒnchen.
Zur PortrĂ€tmalerei seines Vaters erzĂ€hlte Klaus Jarisch: âSchon vor seinem Studium an der Akademie in Dresden 1924 hat er sich mit der PortrĂ€tmalerei befasst. Sie war aber nicht seine groĂe Leidenschaft. Er liebte immer die Landschaften. Die PortrĂ€ts waren aber immer wieder wichtig zum Ăberlebenâ.
Das betraf auch die Zeit nach seinem Studium ab 1929 in MĂŒhlhausen (ThĂŒringen) bis 1934. Er heiratete Marianne Wildbrett.
1934-41 war er in Jonsdorf (Zittauer Gebirge) wohnhaft. In dieser Zeit kamen 3 Söhne zur Welt. Er erhielt AuftrĂ€ge fĂŒr groĂe Wandmalereien.
1941-44 folgte sein MilitÀrdienst an der Ostfront, wo er als Kriegsmaler eingesetzt wurde (PortrÀtierung von RitterkreuztrÀgern).
Als lebenserhaltend erwies sich dann die PortrĂ€tmalerei in der russischen Gefangenschaft von 1944-48. Jarisch arbeitete mit drei weiteren Malern als Meister in einer Kunstmalerwerkstatt fĂŒr den PolitkapitĂ€n des Lagers in Mitau(Lettland). Die russischen Offiziere bezahlten ihre Bilder mit Lebensmitteln.
In der Kriegsgefangenschaft schuf Oswald Jarisch etwa 100 BlĂ€tter zu Goethes âReineke Fuchsâ. Zur spĂ€teren Veröffentlichung in Deutschland kam es jedoch nicht.
1948 kehrte Oswald Jarisch aus russischer Kriegs-gefangenschaft nach Jonsdorf zurĂŒck, wo er vorwiegend als Wandmaler freiberuflich tĂ€tig war. Er wurde Mitglied im Verband Bildender KĂŒnstler und im Kulturbund. Er war unter anderem mit Sichtwerbung fĂŒr die DEWAG tĂ€tig. WĂ€hrend dieser Zeit um 1948 widmete er sich wieder stĂ€rker der Schwarz- WeiĂ- Fotografie und in diesem Zusammenhang der Insektenkunde. Der vierte Sohn wurde geboren.
1955 gehörte Oswald Jarisch der GrĂŒndungsgruppe Entomologie innerhalb des deutschen Kulturbundes an. 1957 begrĂŒndete er mit anderen einen naturwissenschaftlichen Arbeitskreis der Oberlausitz. Oswald Jarisch wurde als Spezialist fĂŒr Insektenfotografie in den zentralen Fachausschuss des Deutschen Kulturbundes berufen. Prof. Werner Ebert holte ihn 1960 nach Eberswalde an das Institut fĂŒr Forstwissenschaften. Er lieferte fĂŒr populĂ€rwissen-schaftliche und FachbĂŒcher von Insektenforschern wertvolle Illustrationen und Fotodokumente. HierfĂŒr erhielt er mehrere Auszeichnungen, unter anderem die Johannes- R.- Becher- Medaille.
Die Insektenfotografie ist besonders schwierig, weil viele dieser Tiere nicht nur klein, sondern auch sehr beweglich sind. Die damalige Fototechnik bot bei weitem nicht das, was heute schon fast selbstverstÀndlich ist.
1971 wechselte er zum Institut fĂŒr Pflanzenschutzforschung Kleinmachnow in den Bereich Eberswalde. Ab dieser Zeit war er noch in geringem Umfang als Maler tĂ€tig.
Zu seinen Werken gehören zahlreiche Bildnisse, Selbstbildnisse, Arbeiten mit Landschafts-, MÀrchen-, Tier- und Pflanzendarstellungen und nicht zuletzt seine ungeheure Menge an Insektenfotografien.
In seiner letzten Schaffensperiode malte Oswald Jarisch auch 3 Serien der naturkundlichen Tafeln mit einheimischen Vögeln, geschĂŒtzten Pflanzen und Pilzen, mit denen er den Forstbotanischen Garten bereicherte und die in dieser Ausstellung zu sehen sind.