Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
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Tagung Nachhaltige Wissenschaft - Wege für Hochschulen in Eberswalde stößt auf große Resonanz

Eberswalde, 24. Januar 2014 — Wer bestimmt, was an Hochschulen geforscht und gelehrt wird? Und wie kann sichergestellt werden, dass hierbei der Nachhaltigkeitsgedanke eine Rolle spielt? Sind Bürgeruniversitäten und Studierendenwerkstätten dichter am Puls der Zeit als herkömmliche Lehrpläne und Forschungsförderung?

120 Teilnehmer/-innen aus ganz Deutschland fanden sich im Januar in Eberswalde zusammen, um diese Fragen auf der Tagung „Nachhaltige Wissenschaft — Wege für Hochschulen“ zu erörtern. Auf der von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde — HNEE — und dem Bund für Umwelt- und Naturschutz e.V. (BUND) organisierten Veranstaltung trafen hochkarätige Experten/-innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft auf kreative und kritische Köpfe der Zivilgesellschaft. Dies führte zu einer lebendigen und teilweise kontroversen Diskussion über die Rolle von Hochschulen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit — mit der und für die Gesellschaft.

Die Wissenschaftsministerin des Landes Brandenburg, Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, zeigte auf, dass sich die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Wissenschaft in Brandenburg sehen lassen können. 1992 wurde das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und 2009 das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam gegründet, zwei international anerkannte Forschungseinrichtungen. Unter den Hochschulen tut sich Eberswalde mit einem anwendungsorientierten, „grünen“ Profil in Sachen Nachhaltigkeit hervor — auch im bundesweiten Vergleich. Dort ist das Thema Nachhaltigkeit breit in der Lehre verankert, zahlreiche Forschungsprojekte suchen nach Lösungen für Nachhaltigkeitsprobleme. Als weitere Elemente des Nachhaltigkeitsprofils der HNEE wurde auf der Tagung zum einen der berufsbegleitende Studiengang „Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement“ vorgestellt, der im März startet. Zum anderen stellten Studierende das Konzept der Projektwerkstatt vor, in der Studierende selbst gewählte Nachhaltigkeitsprojekte bearbeiten und dafür Leistungspunkte erhalten.

Die Tagung zeigte Entwicklungen der Wissenschaft in Richtung Nachhaltigkeit auf — sei es in Form zahlreicher studentischer Nachhaltigkeitsinitiativen (z.B. Netzwerk n), interdisziplinär ausgerichteter Forschungsprojekte (z.B. INKA-BB, ELAN) oder einer stärkeren Einbindung außeruniversitärer Kooperationspartner. Diese Anregungen wurden in Werkstätten vertieft und erste Maßnahmen formuliert, so dass von der Tagung weitere Impulse für eine nachhaltige Wissenschaft ausgehen. Doch einzelne Vorbilder reichen nicht aus. So war die zentrale Botschaft der Tagung, dass sich die Hochschulen noch viel stärker für die Gesellschaft und konkrete Nachhaltigkeitsprobleme öffnen sollten.

So forderte Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, eine Bürgeruniversität, die zusammen mit der Zivilgesellschaft die Gestaltung von Lehr- und Forschungsinhalten aushandelt. Andere Vorschläge waren von Studierenden organisierte Projektwerkstätten oder die Idee, die Hochschule zum Experimentierfeld, zum „Reallabor“ für praxisnahe Innovation, die sie selbst erproben, zu machen.

Diese Vision bedingt einen grundlegenden Wandel herkömmlicher Hochschulstrukturen, wenn „die große Transformation“, wie sie von Dr. Inge Paulini vom Wissenschaftlichen Beirat für Globale Umweltveränderungen (WBGU) betitelt wurde, gelingen soll. Solche Veränderungen brauchen (viel) Zeit und mutige Protagonisten sowie Querdenkerinnen, die Veränderungen fördern und fordern, neue Wege beschreiten und eigene Fehler kritisch und konstruktiv reflektieren. Das wirft unabdingbar Macht- und Verteilungsfragen auf, die es im gesellschaftlichen und politischen Kontext auszuhandeln gilt. So wurde gefordert, dass eine transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung „Chancengleichheit“ bei der Förderung und den wissenschaftlichen Karrierechancen erhalten solle gegenüber einer disziplinären, exzellenzorientierten Forschung, in die in den letzten Jahre enorme Ressourcen geflossen sind. Umgekehrt brauche es Kriterien, um die Wirksamkeit der Nachhaltigkeitsforschung auch als konkreten Beitrag zur Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen bewerten zu können.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Ein umfassender Tagungsbericht von Mandy Singer-Brodowski ist im Blog Nachhaltige Wissenschaft abrufbar.

Kontakt

Prof. Dr. Vera Luthardt, Tel.: 03334-657 327, E-Mail: Vera.Luthardt@hnee.de
Prof. Dr. Jens Pape, Tel.: 03334-657 332, E-Mail: Jens.Pape@hnee.de
Dr. Benjamin Nölting, Tel.: 03334-657 335, E-Mail: Benjamin.Noelting@hnee.de

HNEE Tagung_Nachhaltige Wissenschaft_20012014_Foto Berit Künzelmann



Bei der Podiumsdiskussion wurden Handlungsoptionen für die Transformation der Hochschule diskutiert. Unter anderen mit Wissenschaftsministerin Kunst, zwei studentischen Vertreterinnen der HNE Eberswalde und Wilfried Kraus vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Foto: Berit Künzelmann


Die Veranstaltung wurde gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg.